Niedersorbische Sprache / Obersorbische Sprache
dolnoserbšćina / hornjoserbšćina
Die sorbischen/wendischen Sprachen gehören zur westslawischen Sprachfamilie und sind somit mit der tschechischen, polnischen, slowakischen und kaschubischen Sprache näher verwandt. Aber auch mit anderen slawischen Sprachen wie Slowenisch oder Russisch gibt es Gemeinsamkeiten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich zwei Sprachen: Das Niedersorbische und das Obersorbische. Zwischen beiden gibt es eine Zone mit Übergangsdialekten, die Merkmale beider Sprachen aufweisen. Die Grenze zwischen ober- und niedersorbischem Sprachgebiet fällt etwa mit der heutigen Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg zusammen.
In der brandenburgischen Niederlausitz wird Niedersorbisch gesprochen. Beide Sprachen sind verschriftlichte Standardsprachen mit Wörterbüchern und Grammatiken. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es Nachweise der Schriftsprache. Im mündlichen Sprachgebrauch gibt es darüber hinaus eine Vielzahl lokaler Dialekte.
Ursprünglich erstreckte sich das niedersorbische Sprachgebiet etwa zwischen Luckau/Łukow, Zossen/Sosny, Storkow, Beeskow/Bezkow, Crossen/Krosyn (heute Krosno Odrzańskie, Polen), Sorau/Žarow (heute Żary, Polen), Spremberg/Grodk. Südlich schließt sich das obersorbische Sprachgebiet an. Aufgrund historischer Entwicklungen wie Assimilationsversuchen und Sprachverboten von Staat, Schule und Kirche, massiven demografischen Veränderungen in der Lausitz (Zuzug von Vertriebenen und Arbeitskräften nach dem 2. Weltkrieg, Industrialisierung, bergbaubedingte Umsiedlungen, Abwanderung und Geburtenrückgang) oder unterschiedliche Einstellungen zur Mehrsprachigkeit ging die Zahl der Sprecherinnen und Sprecher der niedersorbischen Sprache in den letzten Jahrzehnten stark zurück. Niedersorbisch zählt zu den am stärksten bedrohten Sprachen in Europa.
Deshalb ist Niedersorbisch neben Obersorbisch, Dänisch, Nord- und Saterfriesisch, Romanes und Niederdeutsch eine anerkannte Minderheitensprache in der Bundesrepublik Deutschland und wird entsprechend geschützt und gefördert. Mittels verschiedener Maßnahmen wird von engagierten Sprecherinnen und Sprechern mit Unterstützung durch Institutionen und das Land versucht, die Sprache zu revitalisieren. Unter anderem durch Bildungsangebote in Kita, Schule und Erwachsenenbildung aber auch durch verstärkte Anwendungsmöglichkeiten in vielen Lebensbereichen soll die Sprache wieder stärker im Bewusstsein der Menschen verankert und die Motivation, sie zu lernen und zu gebrauchen, gesteigert werden.
Das Land vergibt seit 2018 alle zwei Jahre den Mina-Witkojc-Preis als Landespreis für besonderes sprachliches Engagement für die sorbischen/wendischen Sprachen, insbesondere das Niedersorbische. Preisträgerinnen und Preisträger des mit 2.500 Euro dotierten Preises sind bisher das Team der WITAJ-Kindertagesstätte „Mato Rizo“ in Cottbus-Sielow/Chóśebuz-Žylow (2018) und Manfred Starosta (2020).
https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/kultur/sorben-wenden/