Ostersingen - Jastrowne spiwanje (Schleifer Sorbisch)

Ostersängerinnen in Halbtrauertracht in Schleife, Foto: Karsten Nitsch

Das Ostersingen ist ein tiefreligiöser Brauch, der bis Mitte der 50er Jahre im Kirchspiel Schleife gepflegt wurde. Kleine Gruppen von jungen, unverheirateten Mädchen und Frauen gingen in der Osternacht zu jedem Haus ihres Dorfes und sangen Choräle, um die Auferstehung des Herrn zu verkünden. Dies begann spätestens mit dem Glockengeläut um Mitternacht und endete in den Morgenstunden, meist auf den Singebänken des Dorfes.

Im Bewusstsein der wendischen Einwohner blieb der Brauch des Ostersingens stets erhalten und 1992 lebte er wieder auf.

Die Frauengesangsgruppe Kantorkiführte das Ostersingen in Rohne, einem Ort des Kirchspiels Schleife, von 1992 bis 2015 wieder durch, altersbedingt löste sich die Gruppe 2016 jedoch auf.

Die Frauen des Vereins kólesko z.t. hatten die Kantorki in den letzten Jahren bereits beim Ostersingen unterstützt. Sie bemühten sich um die Erhaltung dieses Brauches und einen Neuanfang. In Schleife kann nun jeder das Ostersingen in folgender Form erleben:

Am Ostersonntag, eine Stunde vor Sonnenaufgang, treffen sich Frauen und Mädchen in Halbtrauertrachten gekleidet vor der Kirche in Schleife. Auf Singebänken sitzend singen sie bis zum Sonnaufgang Auferstehungschoräle im Schleifer Sorbisch. In der Stille der Dunkelheit und Dämmerung können Zuschauer dem Gesang lauschen und den Sonnenaufgang des Ostermorgens in stiller Andacht erleben. Schöner kann Ostern nicht beginnen.